Die Humanität einer Gesellschaft misst sich in ihrem Umgang mit den Schwächsten

19. September 2017

SPD-Veranstaltung zu Sozialer Teilhabe für alle aus Sicht von Kirche und Politik: „Die Humanität einer Gesellschaft misst sich in ihrem Umgang mit den Schwächsten“:

Auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Gabriela Heinrich und Martin Burkert besuchte Thomas Oppermann, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, am Montag, den 18. September die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in Lichtenhof. Fabian Meißner, SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Mitglied des Nürnberger Stadtrats, begrüßte Thomas Oppermann und über hundert Gäste. Er wies auf die besondere Lage des Veranstaltungsortes mit bundespolitischer Relevanz hin – eingerahmt von BAMF, der BA und dem Reichsparteitagsgelände.

Am Beispiel der Anfang Januar bereits zum dritten Mal stattfindenden Vesperkirche erläuterte Pfarrer Bernd Reuther sein Verständnis von sozialer Teilhabe: Anders als Politik, deren Aufgabe es sei, Rahmenbedingungen und Strukturen zu schaffen, gehe es der Kirche darum, Räume für Begegnungen zu schaffen und so zu gestalten, dass soziale Teilhabe mileuübergreifend gelingt. Der Gottesdienst sei ein Ort der Begegnung aller Menschen und die Vesperkirche, in der ein Essen für den symbolischen Preis von 1 Euro und zum Beispiel Sozialberatung angeboten werden, entwickle diese Idee weiter: Hier werden alle persönlich willkommen geheißen und begegnen einander auf Augenhöhe. Über die Würde des einzelnen Menschen hinaus gebe es auch eine Würde der Gesellschaft. Diese zeichne sich dadurch aus, wie sie mit den Schwachen und Schwächsten umgeht.

Persönliche Worte fand Thomas Oppermann zu Beginn seines Vortrages: Als junger Mann wandte er sich zunächst von der Kirche ab. Er verweigerte den Kriegsdienst und schloss sich in den USA einer von der Kirche getragenen Gewerkschaftsbewegung an, die sich für die Rechte von Landarbeitern einsetzte. Nach seiner Rückkehr trat er in die SPD ein und kehrte auch zu seinen kirchlichen Wurzeln zurück. Anknüpfend an Bernd Reuthers Ausführungen definierte er das 'soziale Kapital' einer Gesellschaft als die über die Summe von Sozialleistungen hinausgehende Chance aller an sozialer Teilhabe. Das soziale Kapital seien die Faktoren, die das Leben erst lebenswert machen, wie soziale Bindungen und Gemeinschaft. Je höher das soziale Kapital einer Gesellschaft, desto höher sei die Lebensqualität und auch die wirtschaftliche Kraft eines Landes. Ausgehend vom letzten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung und anhand zahlreicher Politikfelder wie Arbeit, Familie, Bildung und Rente skizzierte Oppermann die SPD-Konzepte im Wahlprogramm für soziale Teilhabe für alle.

In der lebhaften Diskussion sprachen die Gäste zahlreiche weitere Punkte wie Integration, Inklusion, Wohnen, Pflege und insbesondere die zu niedrige Entlohnung von sozialen Berufen an. Nicht zuletzt wurde die Forderung nach sozialer Teilhabe für alle ausgeweitet auf die Forderung nach globaler Gerechtigkeit. Denn, wie Pfarrer Bernd Reuther richtig formulierte, sind Menschenwürde und die Würde einer Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden – und diese darf nicht am eigenen Tellerrand enden.

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